Paralympics

Zweites Gold für Majunke, Dreock-Käser gewinnt Silber

Am vorletzten Tag der Wettbewerbe im Para Radsport waren es die Dreiradfahrerinnen Jana Majunke und Angelika Dreock-Käser, die mit einem Doppelsieg für den größten deutschen Erfolg sorgten. Nach Gold im Zeitfahren gewann Majunke auch im Straßenrennen mit einem überzeugenden Solo, ihre Freundin Dreock-Käser gewann nach Bronze im Zeitfahren die Silbermedaille im Straßenrennen.
Zweites Gold für Majunke, Dreock-Käser gewinnt Silber
Foto: © Oliver Kremer / DBS
02. September 2021

„Es war ganz einfach eine Strecke, die mir sehr entgegenkommt, sie ist durch die Anstiege sehr selektiv, und durch die Anstiege hatte ich halt auch die Chance, eine Lücke zu meinen Konkurrentinnen zu reißen“, erklärte Majunke nach der Siegerehrung. Das Rennen der Dreiradfahrerinnen ging über zwei Runden und insgesamt 26,4 Kilometer. Auf der ersten Runde griff die US-Amerikanerin Monica Sereda früh an, doch die beiden Deutschen hielten den Abstand klein. Majunke konnte einem Sturz zweier anderer Fahrerinnen knapp ausweichen und drehte dann auf, fuhr zur Führenden vor und ließ sie bald zurück.

„Es war extrem rutschig heute, ich hatte auch teilweise Glück“, sagte Majunke. „Ich hoffe, dass es den betreffenden Kollegen gut geht und nicht so viel passiert ist. Ich habe versucht, den Stürzen so gut wie möglich auszuweichen, und dann bin ich halt vorbeigefahren, um anderem Ärger aus dem Weg zu gehen.“

Majunke fuhr einen riesigen Vorsprung heraus, und auch Dreock-Käser ließ ihre restlichen Konkurrentinnen auf dem Weg zur Silbermedaille weit zurück. Es war ein echter Teamerfolg: „Wir arbeiten zusammen und helfen uns gegenseitig. Ob das jetzt beim Achsen zusammenbauen ist oder auch mit anderen Sachen, ja, im Grunde genommen passen wir supergut zusammen.“ Auch Majunke jubelte für ihre Zimmergenossin: „Herzlichen Glückwunsch zu zwei Medaillen! Angelika ist ja noch nicht so lange in dieser Klasse, und es freut mich, dass sie bei ihren ersten Paralympics so einen Erfolg einfährt." Und Dreock-Käser sagte mit Blick auf die restlichen Tage in Japan: "Schauen wir mal, ich glaube, das Kofferpacken verschieben wir auf morgen! Heute erstmal erholen, bisschen was essen, und dann sehen wir weiter."

Kerstin Brachtendorf fuhr im kombinierten Straßenrennen der weiblichen Klassen C4 und C5 ein aggressives Rennen, doch ihr couragiertes Auftreten wurde nicht mit einer Medaille belohnt. In sechs Runden und insgesamt 79,2 Kilometer griff die 49-Jährige früh an und konnte bis zu anderthalb Minuten Vorsprung auf eine vierköpfige Verfolgergruppe herausfahren. Auf der vorletzten Runde schwanden bei Brachtendorf jedoch die Kräfte, und die spätere Siegerin Sarah Storey aus Großbritannien führte die Verfolger wieder heran. Auf der letzten Runde hatte Brachtendorf den Attacken der Konkurrenz nichts mehr entgegenzusetzen und beendete das Rennen auf dem fünften Platz.

„Ich habe gemerkt, dass ich heute nicht so mit den anderen mitgehen konnte und auch in den Abfahrten ziemlich Respekt hatte, weil ich in solchen Bedingungen selten fahre“, nannte Brachtendorf den Grund für ihre Renntaktik. „Dann habe ich halt gedacht, lieber allein weg und mein Tempo fahren. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt und alles gegeben, und es hätte gutgehen können. Ich war mir recht sicher, dass Sarah Storey mich fahren lässt, dann aber allein zu mir rüberspringt, statt den ganzen Haufen mitzuziehen. Auf der letzten Runde fehlte mir dann die Spritzigkeit. Es ist eigentlich mehr, als ich erwartet hatte, aber natürlich bin ich enttäuscht, weil ich die Medaille schon ein bisschen gerochen habe.“

Im Straßenrennen der Klassen C1 bis C3 der Männer, ebenfalls über sechs Runden, war Steffen Warias in der Spitzengruppe dabei, konnte im Finale den Attacken der Briten Ben Watson und Finlay Graham jedoch nicht folgen. Im Sprint um Bronze wurde Warias schließlich Siebter. „Das Streckenprofil kam mir schon entgegen, ich mag es eigentlich bergig. Die Konkurrenz war natürlich auch extrem stark, die Briten haben ihre Karten ausgespielt mit vielen starken Fahrern und nach und nach einen geschickt“, blickte Warias zurück. „Ich war dann schon ziemlich ermüdet, auch vom Wetter. Ich habe etwas gefroren zwischendrin, dann kamen noch ein paar Krämpfe dazu, daher war dies heute leider das Maximum. Ich bin happy, dass ich im Zeitfahren schon eine Silbermedaille holen konnte und nicht mit leeren Händen heimgehe.“

Matthias Schindler belegte im gleichen Rennen den 13. Platz. Michael Teuber, der zu Beginn des Rennens gestürzt war, sich jedoch keine Verletzungen zugezogen hatte, und Pierre Senska erreichten zwar das Ziel, konnten dann aber nicht offiziell das Rennen beenden, da an der Ziellinie bereits das Podest für die Siegerehrung aufgebaut wurde.

Den Abschluss des Tages bildete das prestigeträchtige Team Relay der Handbiker, in dem Startfahrer Bernd Jeffré, Annika Zeyen und Schlussfahrer Vico Merklein am Start waren. Das Rennen ging über neun Runden von jeweils 2,7 Kilometern für eine Gesamtdistanz von 24,3 Kilometern. Nach dem ersten Durchgang von drei Runden auf Platz drei liegend, rückte das deutsche Team im zweiten Durchgang zwischenzeitlich auf den zweiten Rang vor. Zum Schluss hin musste sich die Handbike-Staffel aber außer den Siegern aus Italien auch den USA und Frankreich geschlagen geben und belegte den undankbaren vierten Platz.

Quelle: Lukas Knöfler