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Die Spiele in Tokio bleiben fest im Blick

Bundeskader-Lehrgang des Para Dressursports in Frechen zum Auftakt des Paralympics-Jahres – Mit dabei war mit Isabell Nowak auch eine vielversprechende Perspektivreiterin
Die Spiele in Tokio bleiben fest im Blick
Isabell Nowak Foto: © Isabell Nowak
27. Januar 2021

Traditionell hat sich die deutsche Para Dressursport-Nationalmannschaft zum Jahresbeginn im Pferdesport- und Reittherapiezentrum der Gold-Kraemer-Stiftung in Frechen-Buschbell versammelt, um sich auf die Paralympischen Spiele in Tokio vorzubereiten. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt der Vorsitzende des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten (DKThR), Dr. Jan Holger Holtschmit, am Rande des Leistungslehrgangs für potenzielle Paralympics-Teilnehmende.

Insgesamt acht Reiterinnen und ein Reiter waren der Einladung des DKThR gefolgt und nutzten die Chance, unter den Augen von Bundestrainer Bernhard Fliegl und Co-Bundestrainer Rolf Grebe ihren eigenen Leistungsstand und den ihrer Pferde zu testen. Das Ziel: die ins Jahr 2021 verschobenen Paralympics in Tokio. Nachholtermin ist der 24. August bis 5. September – doch die Sorgenfalten mit Blick auf die Corona-Pandemie bleiben. „Wir wissen, dass alle Planungen unter Vorbehalt passieren. Dennoch geht es darum, sich weiter bestmöglich fit zu halten“, unterstreicht Dr. Jan Holger Holtschmit die beginnende finale Vorbereitungsphase.

Die Trainer bescheinigten dem Kader einen sehr zufriedenstellenden Trainingsstand. Unter ihnen war erstmals der Neuro-Athletiktrainer Dirk Bolten. Sein besonderes Augenmerk galt der gezielten Analyse von natürlichen Bewegungsabläufen von Reiter und Pferd. Bolten ging speziell auf die Bedürfnisse der Athlet*innen ein, die mit ihren unterschiedlichen Einschränkungen und Möglichkeiten jeweils sehr individuelle Trainingsimpulse erhielten. „Erst wenn die Reiter genau wissen, was sie tun, sind sie in der Lage, das umzusetzen, was sie sich vornehmen. Daher geht es darum, sich über die eigenen Bewegungsabläufe bewusster zu werden“, erklärt Bolten. In der Praxis war dieser neue Trainingsansatz konkret zu spüren.

Das bestätigte auch Isabell Nowak aus Apelern in Niedersachsen. Die 38-Jährige zählt mit ihrer Stute Fürstin HB zu den vielversprechenden Perspektivathletinnen im deutschen Kader. Als erfolgreiche Breitensportreiterin in der Dressur musste sie nach einem schweren Verkehrsunfall 2007 neu lernen, sich im Alltag und in ihrer Sportart zurechtzufinden. „Meinen ursprünglichen Beruf als Polizistin konnte ich nicht mehr ausüben. Mein rechter Oberkörper war gelähmt und meine Hüfte stark bewegungseingeschränkt“, berichtet Isabell Nowak. Der Reitsport hat ihre geholfen, wieder Kraft zu finden. Ihr Weg in den Para Dressursport war eher zufällig. Im Rahmen ihrer Rehabilitation nahm sie an der Bewegungsschule von Eckart Meyners teil, wo man ihr empfahl, ihr großes Talent im Pferdesport weiterzuentwickeln. „Ich habe gelernt, meine Defizite anzunehmen. In der Arbeit mit meinen Pferden kann ich diese sehr effektiv ausgleichen und kompensieren. Dass ich als Quereinsteigerin den Weg in den Para Sport gefunden habe, fühlt sich für mich sehr gut an.“

Anerkennende Worte findet auch Dr. Jan Holger Holtschmit für Isabell Nowak: „Sie besitzt ein enormes Reitgefühl und entwickelt sich von Jahr zu Jahr großartig weiter. Ich kann mir vorstellen, dass sie auch Anschluss an die internationale Spitze finden wird.“ Für den Vorsitzenden des DKThR ist der traditionelle Lehrgangsauftakt auf der barrierefreien Reitanlage der Gold-Kraemer-Stiftung immer auch ein willkommener Anlass, sich intensiv auch zu Themen außerhalb des Leistungssports auszutauschen. „In Frechen ist mit dem Pferdesport- und Reittherapiezentrum ein wichtiger Standort nicht nur für unsere operative, sondern auch für unsere strategische Arbeit hinzugekommen. Wir sind sehr froh, mit der Gold-Kraemer-Stiftung einen Partner gefunden zu haben, der auch die therapeutische und heilpädagogische Arbeit mit dem Pferd weiterentwickelt“, unterstreicht Dr. Holtschmit.

Für die Stiftung erläutert der Geschäftsführer Dr. Volker Anneken: „Als offizieller Landesstützpunkt und anerkannte Einrichtung des DKThR bieten wir vielfältige therapeutische Möglichkeiten mit dem Pferd an und ermöglichen Menschen mit Beeinträchtigungen überdies die Teilnahme am inklusiven Reitsport und damit auch eine verbesserte soziale Teilhabe.“

Quelle: Gold-Kraemer-Stiftung / DKThR