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Para Ski nordisch-WM: Clara Klug krönt sich zur Doppel-Weltmeisterin

Viertes Rennen, vierte Medaille – und der zweite WM-Titel. Clara Klug räumt bei den Para Ski nordisch-Weltmeisterschaften im kanadischen Prince George richtig ab und gewinnt im Biathlon Sprint trotz Erkältung die Goldmedaille. Insgesamt gewann das deutsche Team einen kompletten Medaillensatz am vierten Wettkampftag: Martin Fleig gewinnt Silber und Andrea Eskau Bronze.
Para Ski nordisch-WM: Clara Klug krönt sich zur Doppel-Weltmeisterin
Foto: © Ralf Kuckuck / DBS
21. Februar 2019

Am Morgen vor dem Wettkampf hatte Clara Klug (PSV München) noch mächtig Grund zum Ärgern gehabt. Eine Erkältung, ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, das hätte wahrlich nicht sein müssen. Am Mittwochnachmittag (Ortszeit) jedoch war in der Loipe von einer Schwächung nichts zu spüren. Klug und ihr Guide Martin Härtl führten das Rennen der Frauen mit Sehbeeinträchtigung von der ersten Zwischenzeit an – und ließen sich ihre zweite Goldmedaille innerhalb von fünf Tagen nicht nehmen. 

21:51,3 Minuten benötigten sie letztlich für die sechs Kilometer, zu denen eine Strafrunde von 150 Meter hinzugekommen war, auf die die 24-Jährige gerne verzichtet hätte. Mit ihrem einen Schießfehler war sie dennoch zielsicherer als ihre große Konkurrentin Oksana Shyshkova aus der Ukraine, die dreimal daneben schoss und nach 22:47,0 Minuten ins Ziel kam. Andriana Kapustei (ebenfalls Ukraine) holte Bronze, Johanna Recktenwald (Biathlon Team Saarland) kam auf Platz vier. Die beiden Youngsters blieben beide fehlerfrei. 

„Mir hängt es total in den Nebenhöhlen und ich habe das Gefühl, mein Kopf explodiert, aber auf der Strecke lief es verflucht gut“, sagte Klug und wunderte sich selbst. „Vielleicht war ich deswegen so locker, weil ich dachte, heute klappt’s eh nicht.“ Ihr Dank ging an den Team-Physio David Meiworm. „Er hat mich fit gemacht.“ Auf ihren Erfolg konnte sich das Team Klug/Härtl früh vorbereiten. Bereits am finalen Anstieg war klar, dass es Gold werden würde. „Danach haben wir Tempo rausgenommen und die Zielgerade genossen. Das war richtig geil“, sagte Martin Härtl.

Schlittentrio am Schießstand makellos

Bereits einige Stunden zuvor hatten zwei deutsche Sitzskiathleten zugeschlagen: Andrea Eskau (USC Magdeburg) und Martin Fleig (Ring der Körperbehinderten Freiburg). Letzterer hatte bisher drei goldene und drei bronzene WM-Medaillen geholt. Nun komplettierte er mit der ersten in Silber seine Sammlung. Über die 7,5 Kilometer musste sich der 29-Jährige in einer Zeit von 24:19,4 Minuten nur dem Ukrainer Taras Rad (24:04,2 Minuten) geschlagen geben. Beide blieben am Schießstand fehlerfrei, für den Dritten Aaron Pike (USA) ging es einmal in die 100 Meter lange Strafrunde. Pike kam auf eine Zeit von 25:39,7 Minuten. „Ich bin glücklich darüber, endlich mal wieder in einem Wettkampf Null geschossen zu haben. Das war mir wichtig“, sagte Fleig und zollte seinem 19-jährigen Konkurrenten Respekt. „Taras war einfach schneller.“ 

Einfach schneller – das trifft auch auf die beiden US-Amerikanerinnen Oksana Masters und Kendall Gretsch in der sitzenden Konkurrenz zu. Das Duo fährt in dieser Saison in einer eigenen Welt. Im WM-Rennen über die sechs Kilometer verwiesen Masters, nun vierfache Goldmedaillen-Gewinnerin von Prince George, und Gretsch trotz je eines Schießfehlers Andrea Eskau auf den Bronzerang. „Das Rennen war gut, ich konnte läuferisch mehr überzeugen als die vergangenen Tage“, sagte Eskau, die sich am Schießstand Zeit nahm und alle Schüsse ins Ziel brachte.

Das galt gleichermaßen für Anja Wicker (MTV Stuttgart), die läuferisch nicht mithalten konnte, aber ihr Ziel erreichte, fehlerfrei zu bleiben. „Die Strafrunde habe ich hier schon oft genug gesehen, da wollte ich heute nicht rein“, sagte sie. Dass ihr am Ende etwas die Kraft ausging, nahm sie gelassen hin. „Das ist ja auch kein Wunder angesichts des wenigen Trainings“, sagte die 27-Jährige, die große Teile der Vorbereitung wegen einer Armverletzung verpasst hatte.   

Steffen Lehmker fehlt nicht viel für Bronze

Bei den Männern stehend landeten Steffen Lehmker (WSV Clausthal-Zellerfeld) und Marco Maier (SV Kirchzarten) auf den Plätzen vier und sieben. Lehmker leistete sich bei beiden Schießen jeweils einen Fehler. „Das war natürlich Mist“, sagte er. „Wenn ich eine Chance haben will, muss ich Null bleiben.“ Das gelang den drei Medaillengewinnern Benjamin Daviet (Frankreich), Grygorii Vovchynskyi (Ukraine) und Mark Arendtz (Kanada), der am Ende eine Minute und neun Sekunden vor Lehmker lag. „Schade, da wäre mehr drin gewesen, denn meine läuferische Leistung war zufriedenstellend“, sagte der 30-Jährige. 

Der Allgäuer Marco Maier brachte den letzten Schuss beim ersten Schießen nicht ins Ziel. „Das war leider eine Unkonzentriertheit“, ärgerte er sich. Dafür, dass er sich aber am Morgen vor dem Rennen nicht fit gefühlt habe, sei es aber eine ordentliche Leistung gewesen. Alexander Ehler (ebenfalls SV Kirchzarten) musste passen. Der gesundheitlich angeschlagene Emmendinger fühlte sich nicht fit genug für einen Start.

Nico Messinger (Ring der Körperbehinderten Freiburg) wurde bei den Männern mit Sehbeeinträchtigung mit seinem Guide Lutz Klausmann in 23:24,9 Minuten bei einem Schießfehler Achter. „Ich habe mich sehr müde gefühlt. Da ging nicht viel“, sagte der 24-Jährige, der bisher alle Rennen der WM absolviert hat. Der Weißrusse Yury Holub triumphierte. Am Donnerstag geht es in Prince George mit dem Einzelrennen im Biathlon (12,5 km/15 km) weiter.  

Weitere Informationen zum Nordic Paraski Team Deutschland und zur WM stehen auf www.nordski.de und www.caledonianordic.com/events/2019-world-para-nordic-skiing-championships.