Paralympics

Die Legende schlägt erneut zu

Andrea Eskau gewinnt in PyeongChang das siebte Gold ihrer Paralympics-Karriere. Im Biathlon über zehn Kilometer dominiert sie die sitzende Konkurrenz. Clara Klug gewinnt bei den Frauen mit Sehbehinderung Bronze – und kann das erst einmal gar nicht glauben.
Die Legende schlägt erneut zu
Foto: © Ralf Kuckuck / DBS
13. März 2018

Sechs Goldmedaillen hat Andrea Eskau (USC Magdeburg) bei fünf Teilnahmen an Paralympischen Spielen im Sommer und im Winter bereits geholt. Dass 2018 in PyeongChang bei ihrem sechsten Auftritt bei Paralympics eine siebte hinzukommen würde, hatte sie eigentlich nicht geglaubt. „Meine Konkurrenz ist so stark und so jung. Da ist Gold unwahrscheinlich“, so lautete ihre Vermutung. Am Dienstagvormittag belehrte sie sich selbst eines Besseren. Über zehn Kilometer im Biathlon gewann sie mit einem Schießfehler in 42:36.6 Minuten eindeutig vor zwei Neutralen Paralympischen Athletinnen aus Russland, Marta Zainullina (43:52.1. Minute, ein Fehler) und Irina Guiliaeva (44:25.5 Minuten, fünf Fehler)

Dabei zeigte die 46-jährige Eskau ein eindrucksvolles Rennen. Ihr einziger Fehlschuss ärgerte sie zwar, doch weil trotz starkem Wind kein weiterer hinzukam, konnte sie hinterher trotzdem vom „besten Schießen meiner Karriere“ sprechen. „Ich war voll im Rhythmus.“ Das sah der Bundestrainer Ralf Rombach ähnlich, der feststellte: „Andrea hat heute ein überragendes Gesamtbild abgegeben.“

Eskaus Gold blieb nicht die einzige Medaille der deutschen Para Biathleten über die mittlere Distanz. Am Nachmittag holte Clara Klug bei den Frauen mit Sehbehinderten ungeachtet eines Fehlers beim vierten Schießen in 42:01.6 Minuten Bronze hinter der Ukrainerin Oksana Shyshkova (37:58.9 Minuten, kein Fehler) und Mikhalina Lysova (Neutrale Paralympische Athleten, 40:12.4 Minuten, ein Fehler). 

Schrecksekunden vor dem Ziel

Dabei mussten Klugs Begleitläufer Martin Härtl und ihre Familie auf der Tribüne einige Schrecksekunden überwinden, weil die 23-Jährige vom PSV München wenige Meter vor dem Ziel glaubte, bereits über die Ziellinie gelaufen zu sein und stoppte. „Ich habe Martin nicht mehr gehört. Es war so laut um mich herum“, erklärte Klug, die 14,2 Sekunden Vorsprung auf die Ukrainerin Olha Prylutska rettete.

Den Gewinn von Bronze aber konnte sie zunächst nicht realisieren. „Habe ich wirklich eine Medaille?“, fragte die völlig Verausgabte, nachdem sie sich einigermaßen erholt hatte. Ihr Guide warf sich derweil mit nacktem Oberkörper in den Schnee. Für das Duo, das seit 2012 miteinander trainiert, bedeutet der Erfolg die Erfüllung eines Traums. „Es waren überhaupt nicht Claras Bedingungen, aber sie hat gefightet bis zum Ende“, lobte Bundestrainer Rombach. 

Lehmker überzeugt erneut

Die übrigen vier deutschen Starter blieben ohne Medaille. Steffen Lehmker vom WSV Clausthal-Zellerfeld wusste als Fünfter in der stehenden Konkurrenz erneut zu überzeugen, auch wenn der allererste und der allerletzter der 40 Schüsse daneben gingen. „Ich bin nach den 20 Kilometern im Langlauf ohne Erwartungen ins Rennen gegangen. Dass ich noch mal einen Platz besser bin als gestern, ist natürlich super.“

Eher unglücklich verliefen die Rennen für Anja Wicker (MTV Stuttgart), Martin Fleig und Nico Messinger (beide Ring der Körperbehinderten Freiburg). Wicker leistete sich in der sitzenden Klasse ungewöhnliche vier Schießfehler und wurde Achte. „Ich kann es mir nicht erklären. Es war ein doofer Tag“, sagte sie.

Fleig landete bei den Männern sitzend hinter Taras Rad (Ukraine), Daniel Cnossen und Andrew Soule (beide USA) auf dem undankbaren vierten Platz. „Es war im Prinzip kein schlechtes Rennen von mir, aber unser Starterfeld ist halt einfach saustark.“ Messinger (mit seinem Guide Lutz Klausmann vom SV St. Georgen) musste verletzungsbedingt aufgeben. Die Fußprobleme, die ihn schon seit Monaten belasten, traten wieder auf und hinderten ihn am Weiterlaufen.