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Para Radsport: Annika Zeyen widmet WM-Titel verstorbenem Trainer

Bei der Para Radsport-WM in Glasgow und Dumfries (Schottland) fahren die deutschen Athlet*innen weiterhin zahlreiche Erfolge ein. Vier Medaillen gab es in der Vormittags-Session des zehnten Wettkampftages in den Straßenrennen der Dreirad- und Handbike-Klassen. Maximilian Jäger und Jana Majunke (beide T2) gewannen auf dem Dreirad auf dem Dreirad ebenso Bronze wie Handbikerin Andrea Eskau (H4). Annika Zeyen (H3) verteidigte ihren WM-Titel – und zeigte sich demütig und dankbar.
Para Radsport: Annika Zeyen widmet WM-Titel verstorbenem Trainer
Annika Zeyen Foto: © Oliver Kremer, sports.pixolli.com
11. August 2023

Im Rennen über 46,8 Kilometer behauptete sich Zeyen (38 / Hennef / SSF Bonn) gegen die gesamte Konkurrenz. Bereits in der ersten Runde setzte sie sich gemeinsam mit drei Kontrahentinnen vom Hauptfeld ab. „Wir waren dann auf den letzten Kilometern nur noch zu dritt. Ich wusste, dass ich im Zielsprint gut bin und habe gespürt, dass ich heute stärker bin als die anderen“, sagte die Henneferin überglücklich. Zeyen hatte in den Wochen vor der WM ein Wechselbad der Gefühle erlebt. In die WM-Vorbereitung fiel ihre Hochzeit. Doch sie verlor auch zwei ihr nahestehende Menschen. Ihr Trainer Alois Gmeiner verstarb wenige Wochen vor der WM. „Die Hochzeit war ein Highlight. Es gab aber auch zwei Todesfälle in meinem näheren Umfeld. Das war sehr belastend“, sagte die 38-Jährige. Daher sei es umso schöner, dass sie diese Leistung in Dumfries abrufen konnte. „Das Straßenrennen wollte ich für Alois machen. Und dieser Titel ist für ihn", sagte Zeyen, die auch ihrem neuen Trainer Oliver Quittmann dankte.

Die weiteren deutschen Handbiker*innen überzeugten ebenfalls. Andrea Eskau (H5) sicherte sich den dritten Platz im Straßenrennen und damit WM-Bronze. Eskau hatte zwei Tage zuvor Silber im Zeitfahren gewonnen. Julia Dierkesmann (H4) fuhr auf den achten Platz. Und Manuel Scheichl (41 / Rottenmünster / BVS München) lieferte in der H2-Klasse der Männer ein starkes Rennen ab. Er überquerte die Ziellinie als Sechster. Damit fuhr der Bayer das bislang beste Ergebnis seiner Karriere ein.

Drei Teammitglieder der deutschen Nationalmannschaft kämpften im Straßenrennen der T2-Dreiradklasse um die vordersten Plätze. Bei den Männern ging Zeitfahr-Weltmeister Maximilian Jäger auf die 31,2 Kilometer lange Strecke. Lange Zeit fuhr er in der Spitzengruppe mit und wahrte sich bis kurz vor dem Ende Titelchancen. Im Zielsprint musste der 28-Jährige dann aber Dennis Connors (Großbritannien) und Tim Celen (Belgien) den Vortritt lassen. Jäger wurde für seine starke Leistung mit Bronze belohnt – es ist seine zweite Medaille bei dieser WM. „Es ging von Anfang bis Ende richtig zur Sache. Nach der Schlussattacke des Briten hat es dann leider nicht ganz gereicht. Bronze rundet die gute WM für mich ab“, sagte der 28-Jährige, der in diesem Jahr sein Fachabitur bestanden hat und nach WM-Titel im Zeitfahren sowie Rang drei an diesem Tag rundum glücklich wirkte: „Ich bin sehr zufrieden. Die Europameisterschaften nächste Woche sind für mich dann die Kirsche auf der Torte.“ Die EM in Rotterdam ist vom 16. bis 20. August terminiert.

Bei den Frauen wurde Jana Majunke ebenfalls WM-Dritte mit 30 Sekunden Rückstand. Auch sie hat ein umkämpftes Rennen erlebt: „Heute hat man wieder gesehen, wie stark die Konkurrenz unter den Top Vier in unserer Klasse ist", sagte Majunke. „Ich bin froh, dass ich nach dem vierten Platz im Zeitfahren jetzt eine WM-Medaille habe." Dreiradfahrerin Angelika Dreock-Käser fuhr mit 37 Sekunden Rückstand auf die Siegerin auf den vierten Platz.

Nach dem zehnten von insgesamt zwölf Wettkampftagen auf der Bahn und der Straße bei der Para Radsport-WM in Glasgow und Dumfries hat das deutsche Team von Bundestrainer Gregor Lang bisher fünfmal Gold, sechsmal Silber und fünfmal Bronze auf dem Medaillenkonto. Weiter geht es am Freitagnachmittag mit weiteren Handbike-Straßenrennen.

Weitere Informationen gibt es auf der Veranstaltungs-Webseite.

Zeitpläne und Ergebnisse gibt es hier.

Text: Jessica Balleer / DBS


Der deutsche Kader für die Para Radsport-WM:
Kerstin Brachtendorf (51 / Mending / BRSV Cottbus), Julia Dierkesmann (56 / Merzhausen / GC Nendorf), Angelika Dreock-Käser (47 / Bremervörde / BPRSV Cottbus), Andrea Eskau (52 / Apolda / USC Magdeburg), Maike Hausberger (28 / Trier / BPRSV Cottbus), Johannes Herter (39 / Lemgo / RSV Tempoliema), Maximilian Jäger (23 / Bad Kissingen /BPRSV Cottbus), Vanessa Laws (19 / Ludwigsfelde / BPRSV Cottbus), Jana Majunke (32 / Cottbus / BPRSV Cottbus), Vico Merklein (45 / Berlin / GC Nendorf), Thomas Schäfer (42 / Wernigerode / BPRSV Cottbus), Manuel Scheichl (41 / Rottenmünster / BVS München), Matthias Schindler (41 / Regensburg / RV Union 1886 Nürnberg), Benno Schmidt (57 / Gießen / TSV Bayer 04 Leverkusen), Pierre Senska (35 / Berlin / BPRSV Cottbus), Michael Teuber (55 / Tegernsee / BSV München), Steffen Warias (38 / Allschwil / BSV München), Annika Zeyen (38 / Hennef / SSF Bonn)