Paralympisch leben

Eine Frau mit starkem Antrieb - Anna Schaffelhuber

Eine Frau mit starkem Antrieb - Anna Schaffelhuber
02. Januar 2014

Wenn ein Adjektiv auf Anna Schaffelhuber zutrifft, dann lautet es „ehrgeizig“. Ehrgeizig im Sport, ehrgeizig in der beruflichen Karriere. Was die 21-Jährige anpackt, das lässt sie nicht mehr los.


Ihr Jura-Studium begann Anna Schaffelhuber 2011 an der renommierten Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Voraussetzung bildete ihr Abitur mit der Klassenote 1,6, abgelegt am Burkhart-Gymnasium im niederbayerischen Mallersdorf-Pfaffenberg. Ihr Ziel ist die Staatsanwaltschaft, bei der sie mit juristischem Fleiß Straftaten verfolgen und zur Anklage bringen wird. Ein Lebensziel: „Die Juristerei hat mich schon seit der Kindheit einfach immer interessiert“, sagt sie.

Keine halben Sachen

Zu den Paralympischen Spielen in Sotschi reist sie als Medaillenfavoritin an. Die Voraussetzung ist der Gewinn der Slalom-Weltmeisterschaft 2013 in La Molina in Spanien. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der beruflichen und der sportlichen Zielstrebigkeit? „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich glaube, dass ich beruflich wie sportlich recht ehrgeizig bin“, beschreibt sie sich selbst. Ihre künftigen Berufskollegen können sich also schon auf eine einsatzfreudige Juristin freuen, ihre sportlichen Gegnerinnen haben die Qualitäten von Anna Schaffelhuber längst zu spüren bekommen. „Wenn man die Dinge halb/halb macht, kommt nix Gescheites dabei raus“, lautet die Philosophie der Powerfrau.

Auch abseits von Hörsaal und Rennsport kennt die 21-Jährige keine Kompromisse, wenn sie sich einer Aufgabe stellt. Anfang Dezember reiste sie für Filmaufnahmen nach Kanada. Erst ein Werbedreh in Calgary, dann ein TV-Spot in den Rocky Mountains rund um den traditionsreichen Skiort Banff, Dreh- und Angelpunkt für die Ressorts in Lake Louise, Sunshine Village und Mount Norquay. „Genauso anstrengend wie super“, fasst sie die Tage im Westen Kanadas zusammen. „Das Modeln hat mir total Spaß gemacht! Eigentlich haben wir in Banff meinen Alltag aufgenommen. Aufnahmen beim Ski-, Kraft- und Konditionstraining, Szenen im normalen Leben“, erzählt sie vom Schaffelhuber-Dreh. Die Vorbereitung für die Paralympischen Spiele durfte darunter natürlich nicht leiden. Für die Monoskifahrerin, die seit ihrer Geburt querschnittgelähmt ist, wurde es stressig. „Aber wenn was Gutes dabei rauskommt: jederzeit!“ Das Energiebündel kann da nicht widerstehen. Im Februar soll der Spot im Fernsehen ausgestrahlt werden: „Ihr könnt gespannt sein. Ich bin’s auf jeden Fall.“

Verlass auf die Familie

Bei all dem Trubel braucht es Ruhepunkte. Anna Schaffelhuber, die schon mit 18 Jahren aus der niederbayerischen Heimat zum Studium nach München zog, kann sich dabei nach wie vor auf ihre Familie verlassen. „Der Rückhalt ist mir sehr wichtig und den habe ich auch immer. Es ist für mich einfach toll zu wissen, dass immer jemand hinter mir steht, dem ein Misserfolg auch egal wäre und mich unterstützt.“ Sportliche Misserfolge sind in ihrer Karriere allerdings selten. Schon als 17-Jährige ließ sie mit dem Gewinn der Bronzemedaille im Super G bei den Paralympischen Spielen in Vancouver aufhorchen. Bei der Abschlussfeier trug sie sogar die deutsche Fahne. Seither kamen vier Weltmeistertitel hinzu, den Gesamtweltcup-Sieg sicherte sie sich in der vergangenen Saison ausgerechnet in Sotschi. Für die Paralympischen Spiele hier hat sie eine klare Zielvorstellung: Gold. Und die frisch gebackene Behindertensportlerin des Jahres 2013 wird ihren ganzen Ehrgeiz einsetzen, um dieses Ziel zu schaffen. Denn wenn sie etwas macht, dann mit Vollgas.