Paralympisch leben

David Behre: „Ich wollte es allen beweisen!“

David Behre: „Ich wollte es allen beweisen!“
Foto: Bild: BP Europa SE
26. Oktober 2017

Vor zehn Jahren wird David Behre von einem Zug überrollt und verliert beide Unterschenkel. Mit aller Kraft kämpft er sich in ein neues Leben: Er wird Olympiasieger und Weltmeister als Sprinter mit Prothesen. Für BP in Deutschland ist er das Gesicht des paralympischen Engagements und stand kürzlich erneut vor der Kamera – für einen hollywoodreifen Clip, der unter die Haut geht.

An der diesjährigen Weltmeisterschaft in London hast Du nicht aktiv teilgenommen. Was war los?

Ich hatte Knieprobleme und war leider gezwungen, mich zurückzunehmen. Andernfalls hätte ich schwere Verletzungen riskiert. Für einen Leistungssportler wie mich ist das natürlich bitter, einen solchen Wettkampf abzusagen. Seit Oktober bereite ich mich aber intensiv auf die Sommersaison vor. Das Training ist hart und nimmt viel Zeit in Anspruch. Zur Europameisterschaft, die im August 2018 in Berlin stattfindet, möchte ich wieder topfit sein.

BP porträtiert paralympische Sportler in aufwendig produzierten Kurzfilmen. Zuletzt warst Du wieder in London, um einen neuen Film zu drehen. Worum geht es darin und wie war es am Set?

Ich bin in der privilegierten Situation, dass ich so etwas erleben darf: einen Film mit BP zu machen. So ein Dreh wird riesig aufgezogen, da sind 30 Leute involviert, die permanent um einen herumspringen. In dem neuen Spot geht es darum, dass ich rückblickend einen Brief an meine Physiotherapeutin schreibe. Sie war es, die mir damals Mut gemacht und mir das Laufen mit Prothesen beigebracht hat. Es sind ziemlich emotionale Bilder entstanden, Rückblenden, die mein altes und mein neues Leben spiegeln. Nach "Running Man" war das jetzt der zweite Film, das heißt ich kannte das Team und den Regisseur bereits. Wir haben uns sehr gefreut, uns wiederzusehen. Nichtsdestotrotz ist so ein Dreh anstrengend. Wir haben zwölf Stunden am Stück geshootet.


Die Filme sehen aus wie Hollywood-Kino, werden millionenfach auf YouTube geklickt und sind mit internationalen Filmpreisen ausgezeichnet worden. Welche Aussage steckt hinter den Spots und was möchtest Du selbst gerne damit erreichen?

BP ist Partner des IPC und der Deutschen Paralympischen Mannschaft und hat
mehrere Athleten unter Vertrag, deren Geschichte erzählt wird in diesen Filmen. Alle Sportler haben krasse Dinge durchgemacht und viel gekämpft, um dahinzukommen, wo sie heute sind. Ich denke, dass das die Filme so authentisch und für den Zuschauer interessant macht. Ich selber bin einfach nur stolz, ein Teil davon zu sein. Durch so große Partner wie BP bekommen die Paralympics sehr viel Aufmerksamkeit. Die Aussage des Filmes ist einfach: nicht aufgeben, immer nach vorne gucken und Kräfte mobilisieren, die man sich eigentlich gar nicht zutrauen würde. Dafür steht mein Leben und ich bin froh, dass diese Filme mit so starken Bildern aufwarten können.

In diesem Jahr hast Du die Zusammenarbeit mit BP verlängert. Wie wichtig sind Sponsoren für Dich?


Bei mir ist es so, dass ich versuche, von meinem professionellen Sport zu leben.
Das funktioniert natürlich nur, wenn man private Sponsoren hat. BP hat mich 2016 schon gesponsert und dieses Jahr haben wir uns auf eine Vertragsverlängerung bis 2020 geeinigt. Das gibt mir als Sportler die Sicherheit, auf diesem hohen Level weitermachen zu können und mich nur auf den Sport zu konzentrieren.

Dass sich BP für den Behindertensport starkmacht, klingt für Außenstehende vielleicht überraschend. Warum passen sie aus Deiner Sicht so gut zusammen?


Die Verantwortlichen leben dieses Sponsoring und brennen für ihr Engagement. Es gibt viele Schnittstellen. Vor allem aber sind es die Werte von BP – Courage, Respekt, Bestleistung und One Team –, die perfekt zu mir und meinem Sport passen. Ich war schon oft im Büro in Bochum, habe dort aus meinem Buch gelesen oder Motivationsvorträge gehalten. Die Mitarbeiter lassen sich total begeistern vom paralympischen Sport. Es passt einfach!

Noch einmal zurück zu "Furchtlos":
Man sieht Deine Röntgenbilder und wie Du wieder laufen gelernt hast nach Deinem Unfall. Kannst Du solche Szenen drehen, ohne emotional betroffen zu sein?


Es hört sich sicher komisch an, aber ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Unfall, weil ich damit komplett abgeschlossen habe. Ich wollte damals immer Profisportler werden: Ich bin Motocross gefahren und habe an internationalen Wettkämpfen teilgenommen, war aber nie gut genug, um von dem Sport leben zu können. Dann wurde ich auf brutalste Art aus meinem Leben gerissen und eine Tür ist vor meiner Nase zugeschlagen worden. Gleichzeitig ist aber eine andere aufgegangen. Durch die bin ich gegangen – und heute lebe ich das Leben eines Profisportlers. Mein altes Leben zurück? Nein Danke. Ich bin ein sehr glücklicher Mensch. Die Szenen im Film zu drehen, war kein Problem für mich.

Mit dem Unfall hat ein neues Leben für Dich angefangen. Woher nimmst Du die Kraft dafür?

Dass ich den Unfall überlebt habe, ist ein Wunder. Ich lag drei Stunden mit abgetrennten Füßen an diesem Bahndamm. Als ich wach wurde, wollte ich weglaufen und stellte fest, dass das nicht geht. Ich guckte an mir herunter: Hose zerfetzt, alles voller Blut. In dem Moment habe ich gedacht: Ich will meine Eltern nochmal sehen und hier jetzt nicht alleine krepieren. Das hat mir so viel Kraft gegeben, dass ich diesen Bahndamm hochgerobbt bin und um Hilfe gerufen habe. Das war der erste Impuls. Als ich im Krankenhaus aus dem künstlichen Koma erwacht bin, standen meine Eltern bei mir und ich habe ihnen gesagt: ich will leben und ich will laufen. Das ist so eine Jetzt-erst-recht-Mentalität, man legt innerlich einen Schalter um. Ich wollte allen beweisen, dass man nach so einem Unfall wieder zurückkommen kann. Und mir wollte ich beweisen, dass ich sportlich noch was kann. Ich habe den Zugang zum Leben durch den Sport bekommen – durch die Prothesen. Das gibt mir die Kraft, Anderen in ähnlichen Situationen zu helfen.

Wie machst Du das?


Ab und zu bin ich in Kliniken unterwegs, weil mich Ärzte darum bitten. Ich besuche Menschen, die einen schweren Unfall hatten und dabei ein Bein verloren haben. Für den Betroffenen ist es unmöglich, in so einer Situation nach vorne zu gucken. Ich komm ganz normal rein mit einer langen Hose und der Betroffene denkt: 'Oh Gott, wieder so einer, der mir jetzt was Kluges erzählt.' Dann gehe ich raus und komme mit kurzer Hose wieder. Damit ist jede Barriere überwunden und man redet ganz ehrlich. Oft weint der Betroffene am Ende vor Freude, weil er wieder Lust aufs Leben spürt, einen Ausweg sieht. Wenn ich jemandem neuen Mut geben konnte, ist das wie ein Jubelschrei vor 40 000 Menschen im Stadion. Ein tolles Gefühl.

Quelle: BP Europa SE
BP Europe SE ist Partner der Deutschen Paralympischen Mannschaft
Die Deutsche Paralympische Mannschaft liefert Spitzenleistungen in ihren Wettkämpfen. Dafür geben die Athleten alles. Ihr Mut, ihre Leidenschaft und ihr starker Wille verdienen unseren Respekt. Diesen Werten fühlt sich auch die BP Europa SE verpflichtet. Sie unterstützt als Co Förderer des Deutschen Behindertensportverbands die Deutsche Paralympische Mannschaft.