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„Ich fühle mich wie in einem Traum“

Para Ski alpin: Anna-Lena Forster jubelt über Gold im Slalom und damit ihren zweiten Paralympics-Sieg, Andrea Rothfuss über die fünfte Medaille im fünften Rennen – Pech für Anna Schaffelhuber
„Ich fühle mich wie in einem Traum“
Foto: © Oliver Kremer / DBS
18. März 2018

Als Anna-Lena Forster ihren Eltern eine Videobotschaft Richtung Flughafen Seoul schickte, war es mit der Fassung dahin. Freudentränen kullerten ihre Wangen hinunter. Ein emotionaler Moment in all dem Trubel zwischen Siegerehrung und Interviews. Die 22-jährige Monoskifahrerin hat es erneut geschafft und jubelte bei den Paralympics in PyeongChang im Slalom über ihre zweite Goldmedaille. Welch ein Abschluss für das deutsche Team, aus dem sich Andrea Rothfuss nach viermal Silber diesmal über Bronze freute. Pech hatte hingegen Anna Schaffelhuber. 

In der Startklasse der Damen sitzend hatte Anna-Lena Forster im ersten Lauf trotz zweier Schreckensmomente die Führung übernommen. Dabei war sie morgens doch wieder nervös aufgewacht. „Da ging es mir erstmal gar nicht gut. Doch nachdem ich den ersten Lauf runtergebracht hatte, habe ich mich besser gefühlt“, sagte die Monoskifahrerin vom BRSV Radolfzell. Auch im zweiten Lauf sei sie sich nicht sicher gewesen, habe sich aber durchgekämpft. Dabei war der Vorsprung am Ende groß: Über fünf Sekunden blieb Forster vor der Japanerin Muraoka und schnappte sich ihren zweiten Paralympics-Sieg und das ersehnte Gold im Slalom. 

„Ich bin wahnsinnig glücklich, ich fühle mich wie in einem Traum. Es ist völlig verrückt und ich kann es noch gar nicht richtig realisieren“, schilderte Forster und fügte hinzu: „Das ist der Lohn für den großen Aufwand der letzten Jahre.“ Die Spiele in Südkorea seien für sie eine Achterbahnfahrt gewesen. „Anfangs war ich noch niedergeschlagen und hatte auch Pech in den beiden Speed-Rennen. Nach der unerwarteten Goldmedaille in der Super-Kombination war ich dann aber locker und gelöst, das hat mir Sicherheit gegeben.“ Und zum Abschluss folgte das Slalom-Gold. Das wird Anna-Lena Forster nun genießen – und trotz des Trubels nach und nach realisieren, was ihr auf der Piste in PyeongChang gelungen ist: Doppel-Gold bei den Paralympics. 

Zwei Goldmedaillen hat auch Anna Schaffelhuber in Südkorea gewonnen, dazu einmal Silber. Zum Abschluss passierte allerdings ein großes Missgeschick. Nach einem Fehler im ersten Lauf und Platz vier wollte die 25-Jährige vom TSV Bayerbach im zweiten Durchgang angreifen. Jedoch löste sich während der Fahrt an ihrem Monoski-Bob der Deckel zum Schutz der Beine. Schaffelhuber verhinderte mit Glück und Geschick einen Sturz und fuhr das Rennen ohne die Schale zu Ende – nur 0,33 Sekunden fehlten zu Bronze. „Das ist mir noch nie passiert. Ich weiß nicht, woran es gelegen hat. Erstmal ist es sehr ärgerlich, doch in ein paar Stunden freue ich mich wieder über das, was ich bei den Spielen geschafft habe“, sagte Schaffelhuber. 

Die fünfte Medaille im fünften Rennen ergatterte Andrea Rothfuss. Es war ein packender Wettkampf in der Startklasse der Damen stehend. Bis auf die deutlich führende Französin Marie Bochet duellierten sich nach dem ersten Lauf sechs Fahrerinnen um Silber und Bronze. Andrea Rothfuss lag auf Rang drei und gab im zweiten Durchgang noch einmal Vollgas. Zwischenzeitlich war sie wieder auf Silberkurs, doch die Kanadierin Mollie Jepsen verwies Rothfuss mit einem starken Schlussspurt noch auf den Bronzerang, nachdem die 28-Jährige von der VSG Mitteltal zuvor viermal Silber gewonnen hatte. „Das ist unglaublich, damit hätte ich nie gerechnet, einfach grandios. Für mich gab es diesmal einen ganzen Haufen toller Momente“, erklärte Rothfuss. Auch das Küken der Deutschen Paralympischen Mannschaft, die 18-Jährige Anna-Maria Rieder, hatte nach WM-Bronze im Vorjahr im Slalom in Richtung der Medaillenränge geschielt. Allerdings fädelte sie nach gutem Beginn ein, so dass der Traum vom Edelmetall im ersten Durchgang an einer Stange platzte. 

Ebenfalls ohne Medaille blieben auch die sehbehinderte Noemi Ristau und ihr Guide Lucien Gerkau. Nach zwei soliden Läufen landete das Duo im Wettstreit mit der starken Konkurrenz auf Rang fünf. „Natürlich bin ich etwas enttäuscht, doch mehr war leider nicht drin. Bis auf den Super-G habe ich viele gute Läufe gezeigt. Es waren meine ersten Paralympics und ich bin erst seit drei Jahren im Leistungsbereich – da gibt es in Zukunft noch einiges herauszuholen“, betonte die 26-Jährige von der SSG Blista Marburg kämpferisch – zumal sie bei der Paralympics-Premiere mit zwei vierten und zwei fünften Plätzen nah dran war an den Medaillenrängen. 

Zufrieden war auch Bundestrainer Justus Wolf mit der Leistung seines Teams und zehnmal Edelmetall. „Wir haben unsere Ziele insgesamt erreicht und gerade die Mädels haben richtig stark geliefert. Manchmal hätten wir uns vielleicht noch eine Medaille mehr erhofft, in anderen Rennen war dagegen nicht unbedingt mit Podestplatzierungen zu rechnen. Bei den Männern müssen wir einen Neuanfang wagen und mit Blick auf die Paralympics in Peking 2022 den Nachwuchs heranführen. Insgesamt waren es für uns gute Spiele, dazu hat auch das gesamte Team im Hintergrund mit tollem Einsatz nahezu rund um die Uhr beigetragen.“